Lautensach, Handbuch zum Stieler (1926)

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Voorwoorden


Lautensach, Handbuch zum Stieler (1926)

Prefaces


deel 1 / volume 1 (Allgemeine Geographie)

VORWORT

Der Sinn dieses ersten Teiles eines geographischen „Handbuches zum Stieler“ soll nicht darin bestehen, zu den zahlreichen und teilweise trefflichen Bearbeitungen der „Allgemeinen Geographie“ oder „Allgemeinen Erdkunde“ eine neue gleichen Zweckes und im wesentlichen gleichen Inhalts hinzuzufügen. Dazu läge zurzeit kaum eine Notwendigkeit vor. Seine einzige Aufgabe erblicke ich darin, die für ein gedeihliches, vertieftes Verständnis der Länderkunde unentbehrlichen Vorkenntnisse zu vermitteln. Der Hauptnachdruck liegt also auf der zweiten Hälfte des Titels: „zur Einführung in die Länderkunde“. Infolgedessen weicht dieser Teil inhaltlich wie in der methodischen Anordnung von einer eigentlichen Allgemeinen Geographie ab. Er baut auf dem auf, was ein einigermaßen erfolgreicher Erdkundeunterricht der höheren Schule jedem Gebildeten mit auf den Weg gibt, und wendet sich nicht nur an enge Fachkreise, sondern an alle, die ein ernstes Buch wissenschaftlicher Grundrichtung gründlich zu lesen noch fähig und gewillt sind. Dieser Teil vermittelt zunächst alle die Ergebnisse, die die Nachbarwissenschaften der Geographie für die Länderkunde als notwendiges Rüstzeug liefern. Bewußt und im Gegensatz zu dem, was mir als Hauptaufgabe einer eigentlichen Allgemeinen Geographie vorschwebt, geht die Darstellung daher von den Tatsachen eben dieser Nachbarwissenschaften und nicht von den Erscheinungsformen der Erdoberfläche aus. Erst von ihnen getragen knüpfen sich rein geographische Ausführungen an, die eine auf die Herausarbeitung der grundlegenden Begriffe gerichtete Spitze tragen: Es sollen in klassifikatorischer – beschreibender oder genetischer – Systematik Typen entwickelt werden, die die Länderkunde braucht. Die vergleichende Verfolgung einer Erscheinung über den ganzen Erdball tritt hier absichtlich zurück. Die Darstellung hört jedesmal da auf, wo sie zu beginnen hätte. Denn eine solche Verfolgung setzt eingehende länderkundliche Kenntnisse voraus, bereitet sie aber nicht vor. Der Zweck dieses ersten Teiles eines Stieler-Handbuches läßt sich somit als eine „Geographische Systematik in propädeutischer Form“ bezeichnen. Diesem beschränkten Zweck entspricht naturgemäß der verhältnismäßig geringe Umfang des Buches.

Nachdem A. HETTNER schon vor mehreren Jahrzehnten die einzelnen Karten des SPAMERschen Handatlas mit einem Begleittext versehen hat, und unter der Leitung von A. SCOBEL in mehreren Auflagen ein „Geographisches Handbuch“ erschienen ist, das sich an ANDREES Handatlas anschließt, bedarf eine solche Verknüpfung von kartographischer und textlicher Darstellung wohl kaum noch vieler Worte der Begründung. Aufgabe des Handbuches zum Stieler ist es, den stummen Inhalt der Kartenblätter zu lebendiger Sprache zu erwecken und durch das zu ergänzen, was sich der Möglichkeit topographischer Darstellung entzieht: z. B. die Oberflächenformen in ihrer Bedingtheit durch den geologischen Bau und die abtragenden Kräfte begreifen zu lehren, den Verlauf von Flüssen und Verkehrswegen, die Lage von stehenden Gewässern und Siedlungen im Verhältnis zu jenen zu Verständnis zu bringen, mit anderen Worten, die Fülle des Karten- und Landschaftsinhalts sowohl analytisch zu entblättern, als auch synthetisch in ihrem Zusammensein und ihrer Zusammengehörigkeit schauen zu lassen. Es geschieht das einerseits durch Schilderung in Wort und Bild, andererseits aber auch durch eingehende Vertiefung in die ursächliche Entstehung der Landschaft und die genetischen Verbindungen, die ihre einzelnen Erscheinungsformen verknüpfen. Für beide Zwecke ist das Vorhandensein einer Reihe von Vorkenntnissen und die Verwendung eines Systems fest umrissener Begriffe unerläßlich. Da die Länderkunde eine Unterbrechung der Darstellung der Landschaften. die solche Vorkenntnisse entwickeln und solche Begriffe erklären könnte, nicht verträgt, erfüllt dieser erste Teil somit eine unumgängige Aufgabe, wenn auch sein Zusammenhang mit Stielers Handatlas naturgemäß nicht so eng sein kann wie der des zweiten. Auf die einzelnen Blätter des Stieler wird mit St. Bl. x verwiesen.

Für liebenswürdige Unterstützung meiner Arbeit danke ich neben der Geographischen Anstalt von Justus Perthes den Herren Prof. Dr. M. FRIEDERICHSEN, Prof. Dr. G. SCHOTT, Prof. Dr. BR. SCHULZ und Studienrat Dr. R. WILCKENS. Ganz besonderen Dank schulde ich Herrn Prof. Dr. E. OBST, der mir die Benutzung seiner umfangreichen Bibliothek gestattete und mir das unter seiner Leitung bearbeitete wirtschaftsstatistische Material zwecks weiterer Verwertung im „Tabellarischen Anhang“ überließ, sowie Herrn A. FISCHER-Wien für wertvolle Hilfe bei der Zusammenstellung dieses Anhangs.

Hannover, 10. Januar 1926

DR. HERMANN LAUTENSACH




deel 2 / volume 2 (Länderkunde)

VORWORT

Der Inhalt eines Handbuches zu einem weltumspannenden Atlas, wie ihn der Stieler darstellt, kann im wesentlichen nichts Anderes sein, als eine sowohl schildernde als auch den Ursachen nachspürende Beschreibung sämtlicher Länder der Erde, die auch die Meeresräume nicht gänzlich außer Betracht lassen darf. Der Versuch, eine solche Darstellung in einem einzigen Bande zu geben, ist ein Unternehmen, das überhaupt nur bei dauernder Beachtung einer Anzahl einschränkender methodischer Gesichtspunkte gelingen kann. Die meisten dieser Gesichtspunkte sind aber nicht nur aus der Not der Raumknappheit geboren, sondern stehen gleichzeitig im Einklang mit den Anschauungen, die der Verfasser von den Aufgaben und Grenzen länderkundlicher Darstellung überhaupt hat.

Ausgeschaltet ist zunächst die Erläuterung aller für eine länderkundliche Behandlung unumgängig nötigen Grundbegriffe. Alle die Kenntnisse und Einsichten, ohne die eine gedeihliche Vertiefung in das Wesen der irdischen Einzellandschaften schwer durchführbar ist, sind daher in einem besonderen propädeutischen Bande dieses Werkes behandelt, auf den fortgesetzt mit „Allg.-geogr. Teil“ verwiesen wird. Die Lektüre des vorliegenden Bandes ist zwar auch ohne gründliche Kenntnis jener Propädeutik möglich, der Nichtfachmann jedoch wird bei eindringlicherem Studium ohne eine solche nicht auskommen können. Dadurch, daß in diesem länderkundlichen Teil von der Entwicklung jener Grundbegriffe abgesehen wird, ist die Durcharbeitung seitens der Benutzer nicht an die Reihenfolge der Behandlung der Landschaften gebunden, und der Fluß der länderkundlichen Darstellung braucht nicht unterbrochen zu werden.

Es werden weiter Benutzer vorausgesetzt, die topographische Karten lesen können. Auf den topographischen Inhalt der Karten des Stieler wird dauernd Bezug genommen und auf sie mit St. Bl. x verwiesen. Aber es kann heute nicht mehr Aufgabe einer länderkundlichen Darstellung, die sich an gebildete Erwachsene wendet, sein, den topographischen Inhalt der Karten mit Worten auseinanderzulegen. Ist das Wort in der Darstellung des topographisch faßbaren Landschaftsbildes der Karte doch weit unterlegen! Warum sollte der Verfasser also mit schlechter tauglichen Mitteln das wiederholen, was die Karte in vollendeter Form gibt! Gewiß muß er sich den Vorteil. daß er bei seinen Lesern mit einem ganz bestimmten Kartenbild, eben dem der Stielerblätter, rechnen darf, in der Darstellung ständig zunutze machen. Aber die Stielerkarte bildet ihrem rein topographischen Inhalt nach nicht den Gegenstand, sondern nur die Unterlage der länderkundlichen Arbeit. Infolgedessen ist auch die lernbuchmäßige Aufzählung von Namen geographischer Objekte grundsätzlich ausgeschaltet. Irgendeine – übrigens ja stets nur relative – Vollständigkeit im Nennen von Städten. Flüssen, Bergen usw. bis zu einer gewissen Größenordnung herab mute man also bitte nicht dem Text, sondern nur der Karte oder statistischen Übersichten, wie sie aus Raumgründen hier nicht geboten werden können, zu und erblicke nicht darin ein Zeichen flüchtiger Bearbeitung, daß z. B. diese oder jene Hunderttausend-Stadt Britisch-Indiens unerwähnt bleibt. Topographische Beschreibungen bringt dieses Handbuch also nur in den seltenen Fällen, wo die Darstellung des Stieler heute schon veraltet ist oder wo einige Hilfen zur Erfassung eines reichlich komplexen Karteninhaltes immerhin nicht unangebracht schienen. Auch erblicke man bitte in der gelegentlichen Nichterwähnung der derzeitigen staatlichen Zugehörigkeit irgendeines kleinen Stückes der Erdoberfläche keine Lücke. Die Tatsache dieser Zugehörigkeit als solche gibt ja die Karte, und es fehlt in diesen Einzelfällen an Raum, um eine solche Tatsache politisch-geographisch wirklich auszuwerten. Ohne eine solche Auswertung aber verliert die Aufzählung politischer Zugehörigkeit ihre geographische Berechtigung. Eng an die Karten des Stieler angelehnt ist im allgemeinen auch die Schreibung der geographischen Namen sowie die Angabe der Höhenzahlen. Die gelegentlichen Abweichungen sind wohl erwogen.

Ausgeschaltet sind außerdem alle historischen Ausführungen, soweit sie nicht zum Verständnis des heutigen Kulturbildes dringend notwendig sind. Daß Entwicklungen geschichtlichen Inhalts in länderkundlichen Darstellungen heute nur dann eine Stätte beanspruchen dürfen, wenn sie zu einer Analyse der derzeitigen geographisch wesentlichen Kulturzustände genutzt werden, darüber herrscht unter den Methodikern wohl Einigkeit, wenn auch in der Praxis gegen diese Forderung oft noch verstoßen wird. Schwerer ist es dem Verfasser geworden, von entdeckungsgeschichtlichen und wissenschaftshistorischen Angaben nur allersparsamsten Gebrauch zu machen. Ebenso ist im allgemeinen von der Deutung geographischer Namen abgesehen worden, was natürlich nicht ausschließt, daß dann und wann ein Gedankengang gerade von einer solchen seinen Ausgang nimmt.

In sachlicher Hinsicht hat sich der Verfasser bemüht, in den Hintergrund zu treten. Hervorstellung der eigenen Auffassung in einer Streitfrage und deren Rechtfertigung durch eine ausführliche Polemik kann nicht Aufgabe von Werken der vorliegenden Art sein, ganz abgesehen davon, daß auch in diesem Fall die Raumknappheit einen gebieterischen Zwang darstellte. Um so stärker ist der Verfasser bei der Stoffauswahl und -anordnung hervorgetreten. Im häufigen Wechsel der länderkundlichen Methode, in der stärkeren Hervorkehrung bald der physisch-, bald der anthropogeographischen Züge, in der Nennung von Forschern und in der Zitierung von ausschlaggebenden Stellen aus deren Werken mußte bei der Kürze des Ganzen naturgemäß ein starker Eklektizismus obwalten. Denn in dieser Hinsicht ist bei einer so kurzen Darstellung das Ideal der ausgeglichenen Vollständigkeit von vornherein imaginär. Immerhin glaubte der Verfasser auf solche erfrischenden und belebenden Einzelzüge nicht verzichten zu sollen. Das angehängte Literaturverzeichnis gibt dem Leser die Möglichkeit, den sachlichen Inhalt der Darstellung an der Hand der Spezialliteratur nachzuprüfen. Es steht in seiner Auswahl in enger Beziehung zum Text.

Einer besonderen Rechtfertigung bedarf vermutlich die Stoffeinteilung, die 31% des Ganzen der Behandlung Mitteleuropas in der hier bevorzugten weiten Fassung dieses Begriffes, 24% der des übrigen Europa und nur reichlich 45% der der außereuropäischen Welt zuweist. Es ergeben sich so drei verschiedene Maßstäbe in der Ausführlichkeit der Darstellung, die ungefähr den kartographischen Maßstäben der betreffenden Stielerblätter entsprechen. Der Verfasser ist zu dieser Einteilung durch die Überzeugung veranlaßt worden, daß eine knappere Fassung der Großkapitel Mitteleuropa einerseits und des übrigen Europa andererseits auf den mitteleuropäischen Leser unbedingt den Eindruck der Magerkeit, wenn nicht gar der Oberflächlichkeit machen würde, da für diesen das Bedürfnis nach Einzeltatsachen und -zusammenhängen im Bereich der genannten Räume infolge des relativ großen Schatzes von Vorkenntnissen, die als Gerippe dienen, ungleich stärker ist als im Bereich der außereuropäischen Welt. Jedenfalls schien dem Verfasser für eine einbändige Länderkunde der ganzen Erde die geschilderte Stoffeinteilung die günstigste. In diesen Rahmen verschiedener Ausführlichkeit eingepaßt ist auch die Behandlung der Meeresindividuen.

Was die farbigen Kartenbeigaben betrifft, so konnte aus technischen Gründen nur ein kleiner Teil vollkommen neu entworfen werden. Sie sind daher fast restlos keine originalen Leistungen des Verfassers. Eine große Zahl der Kartenbeilagen entstammt anderen Kartenwerken der Geographischen Anstalt von Justus Perthes. Es wurden an ihnen jedoch teilweise umfangreiche Verbesserungen vorgenommen. Quellennachweise, wie z. B. „Aus Haack, Oberstufe“ deuten auf eine geringe Zahl, wie „Nach Haack, Oberstufe“ auf eine größere Zahl solcher Verbesserungen.

Eine stattlichere Menge neuer Entwürfe ist unter den dem Text einverleibten Figuren enthalten. Ich schulde Herrn Kartographen R. SCHLEIFER in Justus Perthes' Geographischer Anstalt, der mir 1½ Jahre lang in unermüdlichem Eifer bei der Zeichnung dieser Figuren zur Seite stand, herzlichen Dank.

Ebenso warmer Dank gebührt Herrn Prof. M. ZENO DIEMER-Oberammergau, der vierzehn von den beigegebenen sechzehn Buntbildern gemalt hat und in liebenswürdigster Weise meine Vorschläge bezüglich der darzustellenden Landschaften berücksichtigte, sowie Herrn M. KONOPACKI-München, der aus seiner gründlichen Kenntnis des romanischen Amerika heraus die beiden letzten Bilder entworfen hat.

Außer von den Herren, die mir die Vorlagen für die beigefügten Schwarzbilder überließen und deren Namen im Verzeichnis dieser Bilder genannt sind, und von der Geographischen Anstalt Justus Perthes in Gotha wurde ich in zuvorkommendster Weise bei meiner umfangreichen Arbeit unterstützt von Herrn Assistenten BACKE-Hannover, Dr. BARTSCH-Hannover, Prof. Dr. BRÜHL-Berlin, Dr. K. BRÜNING-Hannover, Kommandör CHRISTENSENS-Sandefjord, Prof. Dr. GRADMANN-Erlangen. Prof. Dr. HEIM-Zürich. Prof. Dr. HENKEL-Schulpforta, Dr. KÄHNE-Berlin, Dr. KINZL-Innsbruck, Prof. Dr. KLUTE-Gießen, Fischereidirektor LÜBBERT-Hamburg, Prof. Dr. MACHATSCHEK-Zürich, Prof. Dr. MAULL-Frankfurt a. M., Fräulein Dr. MÖLLER- Berlin, Herrn Prof. Dr. NUSSBAUM-Bern, Prof. Dr. OBST-Hannover, Prof. Dr. BÜHL- Berlin, Kommandör SKIÖNNING-Kopenhagen. Prof. STAHLBERG-Berlin und Dr. K. TROLL-München.

Hannover, 10. November 1926

DR. HERMANN LAUTENSACH




© M. Witkam, 2011

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